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Humanity and Nationality in J.M. Coetzee’s ‘The Childhood of Jesus’

Kai Wiegandt


Seiten 335 - 355



Der Aufsatz liest J.M. Coetzees Roman ‚The Childhood of Jesus‘ (2013) als Reflexion darauf, wie die Nation Menschen nach ihrem Bild formt und inwieweit der Einzelne sich dieser Formung zu entziehen vermag. Ähnlich wie Kafka in seinem ‚Amerika‘-Fragment inszeniert Coetzee Emigration als metaphorische Wiedergeburt. In der Begegnung der Protagonisten mit Behörden, Ritualen und Sprachspielen der neuen Heimat wird deutlich, dass das Versprechen der Nation, als Ersatzreligion dem Leben Sinn zu verleihen, nur eingelöst wird, wenn die Protagonisten ihre für natürlich gehaltenen geistigen und körperlichen Bedürfnisse Praktiken unterwerfen, die einen mit ihren Vorstellungen inkompatiblen Menschen hervorbringen. Coetzee schildert – darin Étienne Balibar nahe – Schulen und andere pädagogische Stätten als Institutionen der Menschen-Bildung, in denen eingeübt wird, Bürger zu sein, bevor man Körper ist. Sein Porträt einer auf Vernunft gegründeten, konfliktfreien Gesellschaft ohne sichtbare Autoritäten stellt die Fragen nach den Grundlagen des Zusammenlebens und dem guten Leben des Einzelnen neu.

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